Sonntag, 6. April 2008
Das sind jene Tage, an denen man allein ist. Sehnsüchtig. Und es einem gut geht dabei. Wenn er einen jetzt sehen könnte, würde er einen schön finden. So kommt man sich vor. Aber er sieht einen nicht. Er ist irgendwo ganz weit weg und denkt nicht an einen. Das sind diese Menschen, die man nicht versteht. Die so völlig anders sind. So unabhängig. Gleichgültig sein können. Das will ich auch.
Selbstverwirklichung ohne Seitenblicke. Aber stattdessen bin ich die ewig Verträumte. Dreaming away. Falling apart. I wanna be your sassy girl. But you dont wanna be my faithful boy.
Ich packe meine Jacke und fahre los. Mit dem Fahrrad wohin es mich trägt. Raus aus diesem knöcheltiefen Griesbrei. Und es ist mir egal, ob ich dies oder das tun müsste. Vielleicht komme ich bis an die Ostsee.
Und genau das ist es nicht, was ich tue. Weil ich nicht kann.

Ich hab mich mit ihm mehr als einmal über das Verstandenwerden unterhalten. Ich glaube, er hatte Angst, in diesem Punkt unzureichend zu sein. Mich nicht zu verstehen. Nicht verstehen zu können. Weil ich ihm gesagt habe, dass mir das wichtig ist. Vielleicht war gerade das das Besondere an unserer Beziehung. Dass ich nicht krankhaft oft darüber nachdenken musste, ob ich verstanden werde. Das habe ich ihm nicht gesagt. Wahrscheinlich hätte er’s nicht verstanden.

Ich habe ihn nie verstanden. Keinen einzigen Moment. Ich hatte nie das Gefühl, ihn zu kennen. Wer bist du?

Er hat mich nicht an sich heran gelassen. Obwohl es Augenblicke oder Gespräche gab, da bröckelte die eiserne Fassade ein wenig. Ließ einen schmalen Lichtschein hineinfallen, auf das Dunkel seiner Seele und ich konnte schemenhaft beleuchtete Details erkennen. Mehr nicht. Nicht genug, um aus den Teilen ein Bild zu bauen.

Obwohl diese Bilder, die man von Menschen hat ja nur Vorurteile sind. Ein komplettes Bild gemalt aus vielen oder auch nur wenigen einzelnen Eindrücken, die man von dem Menschen bekommen hat. Und meist steht das Bild viel zu früh. Fest und komplett. Interpoliert. Je mehr, desto ungenauer das Bild. Und trotzdem ist es unerschütterbar. Weil sich der Menschen komplexe Dinge vereinfachen muss. Und was bietet eine erweiterbare und unzusammenhängende Summe an Eindrücken? An einem fertigen Bild kann man sich festhalten. Leider ohne Bewegungsmöglichkeiten für den Abgebildeten. Und dieser fügt sich ins Bild. Weil er nicht anders kann. Und vielleicht weil er sich über die Reaktionen von außen definiert, also nur durch solche fehlerhaften Bilder existiert?

Vielleicht ist es gut, dass ich mir nie ein Bild machen konnte.
Ich hätte immer noch die Chance, ihn unbefangen kennen zu lernen. Besser: er hätte die Chance von mir unbefangen kennen gelernt zu werden.

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